Allgemeine Grundlagen | Morphologie und Struktur | Besiedelungsgeschichte |
Das ca. 40 km² große Arbeitsgebiet liegt inmitten der Fränkischen Schweiz und ist ca. 10 km westlich der Autobahn Nürnberg-Berlin (A 9) und ca. 50 km nordöstlich von Erlangen entfernt. Es ist über die Bundesstraße 470 B zu erreichen. Es umfaßt Teile der Gemeinden Stadt Pottenstein im E und des Marktes Gößweinstein im W und beinhaltet 19 Ortsteile. Begrenzt wird es im W durch die Ortschaft Behringersmühle, im N durch die Ortschaft Rackersberg, im E durch den Haselbrunnbach und im S von den Ortschaften Kirchenbirkig und Trägweis. Oberflächig wird das Untersuchungsgebiet von der Püttlach und ihren Nebenbächen entwässert.
Abb. 1: Lage des Arbeitsgebiets (verändert nach Power Route, G DATA)
Die Schichtstufenlandschaft der Fränkischen Schweiz ist zur besseren Beschreibung in die folgenden Bereiche eingeteilt worden:
Die in das Kalkgebirge der Alb markant eingeschnittenen Täler sind prägend für diesen Naturraum. Die Ortschaft Pottenstein befindet sich selbst in einem Knotenpunkt dieser Täler, während die Ortschaft Gößweinstein auf der Albhochfläche liegt. Bei Pottenstein mündet von Norden das Tal des Haselbrunnbachs, von E das Püttlachtal und von S das Weihersbachtal. Dort führt der Zusammenschluß der 3 Bäche bei Pottenstein zu einem weiteren tiefen Einschneiden des Püttlachtals in die Alb. Nach W hin setzt sich die Püttlach fort, bis sie bei Behringersmühle in die Wiesent entwässert.
Die steilen Talhänge sind hauptsächlich von Wald bedeckt, wobei ihr Erscheinungsbild sehr stark durch die von Erosion freigelegten Kalk- und Dolomitfelsen geprägt wird. In Südexposition haben sich an den Hängen vor allem flachgründige und ausgesprochen trockene Rendzinen aus Kalkstein entwickelt, während in Nordexposition frischer Mullrendzinen zu finden sind.
Die Talsohle ist anfänglich bei Pottenstein sehr schmal und erreicht erst ab Tüchersfeld eine Breite von über 50 m. In den Auen wird überwiegend Gley-Braunerden gebildet.
Das leicht gewellte bis stark kuppige Hochland des fränkischen Juras erreicht Höhen von 400 m bis über 600 m ü. NN.
Auf das Untersuchungsgebiet bezogen befindet sich der tiefste Punkt mit 324 m NN bei Berhingersmühle und die höchste Erhebung am Förstelstein mit 540 m ü. NN südlich der Ortschaft Stadelhofen. Der Höhenunterschied beträgt somit 216 m. Generell besitzen die herausgewitterten langgestreckten, teilweise auch rundlichen Felskuppen, im Volksmund "Knöcke" genannt, auf der Albhochfläche eine Höhe bis 40 m und tragen somit zur Steigerung des Reliefs bei. Da sie prägnant für das Landschaftsbild sind, spricht man hier von der Fränkischen Kuppenalb. Der abwechslungsreiche Landschaftscharakter ist dünnbesiedelten und ländlich strukturiert.
Die Mulden, mit ihren flachgründigen Lehm- und Mull-Rendzinen aus Kalksteinschutt, entwickelten fruchtbare Braunerden und Braunlehme. Sie werden weitgehend ackerbaulich genutzt, während die Kuppen überwiegend mit Wald bedeckt sind. Von oben betrachtet, kann das feingliedrige System von Trockentälern und Mulden gut erkannt werden, welches die früheren Entwässerungssysteme dokumentiert (siehe Karte 1). Diese Trockentäler sind oft weit einsehbar und ermöglichen gute Durch- und Ausblicke.
Insgesamt ergibt sich das Bild einer besonders gut erhaltenen, reizvollen Kulturlandschaft, die zudem noch wenig von technischen Strukturen geprägt ist.
Die klimatischen Verhältnisse der gemäßigten Breiten prägen im Untersuchungsgebiet die Landschaft auf zwei verschiedene Arten:& Während in den Albtälern durch die Höhenlage von 300 400 m ü. NN und den steilen Hangflanken ein geschütztes Klima vorherrscht, ist für das Hochland (bis 540 m ü. NN) ein rauher Klimazug bestimmend.
Die Hanglagen der Albtäler selbst liegen windgeschützt vor den kalten Ostwinden und befinden sich somit außerhalb der Kaltluftbereiche der Talauen. Je nach ihrer Exposition, besonders bei Süd- und Südwestexposition, wird dieser Klimavorteil noch weiter gesteigert.
Auf dem Hochland ist die Windexposition für das rauhere Klima verantwortlich. Hinzu können auch noch weite offene Flächen kommen, die die Klimasituation noch weiter verstärken.
Die nachstehende Tabelle stellt die mittlere Niederschlagsintensität der Jahre ´95 bis ´97 dar. Die Werte wurden den Aufzeichnungen des Dt. Wetterdienstes in Nürnberg entnommen.
Meßstelle |
mittlere Niederschläge |
Jahresmitteltemperatur |
||
1995 |
1996 |
1997 |
||
Pottenstein |
1088 |
601 |
673 |
|
Gößweinstein |
899 |
604 |
593 |
+10 bis +11 |
Tabelle 1: Mittlere jährliche Niederschlagsmenge.
Das auf der Hochfläche auftreffende Niederschlagswasser verdunstet zu einem beträchtlichen Anteil über die direkte Bodenverdunstung und Transpiration der Vegetation. Die maximale Verdunstung liegt im Sommer und nimmt im Winter wegen der geringer werdenden Einstrahlung und der daraus folgenden niedrigeren Temperatur ab (BAUMGARTNER & LIEBSCHER 1990).
Die verbleibende Restmenge fließt oberflächig ab, oder versickert durch die stark verkarstete Oberfläche, um teilweise an den Talrändern über Quellen wieder zu Tage zu treten, oder der Karstgrundwasserneubildung zugute zu kommen. Nur in Muldenlagen kann sich evtl. Staunässe bilden und sich etwas Regenwasser halten. Die jahreszeitlichen Schwankungen der Abflußmenge, sowohl oberirdisch als auch unterirdisch, werden ebenso durch die Form des Niederschlages beeinflußt. Denn in den Wintermonaten erfolgt eine vorübergehende Speicherung der potenziell vorhandenen Wassermenge, die erst bei einer Schneeschmelze zur Erhöhung des Abflusses führt.
Die Karstgrundwasserneubildungsrate im Untersuchungsgebiet liegt laut GLA (1995) bei 8 - 15 [l/s*km2].
Je nach Jahreszeit und Niederschlagsintensität sind in den Auen größere Vernässungszonen zu finden. Da in den Talauen i. allg. der Karstgrundwasserspiegel sehr nahe unterhalb der Oberfläche ansteht, sind Naßwiesen und Feuchtbiotope die Regel. Nur bei niederschlagsarmen Jahren kann es zu einem stellenweisen Austrocknen in einigen Bereichen kommen.
Wind und Wetter sind maßgeblich für die fromgebende Gestaltung der Landschaft verantwortlich und bewegen sich außerhalb des Einflußbereiches des Menschen.
Die Fließgewässer formen durch ihre ausgeprägte Talbildung die Landschaft des Untersuchungsgebiets und prägen mit ihren Bachläufen das Ortsbild von Haselbrunn, Pottenstein, Tüchersfeld und Behringersmühle. Sie sind überwiegend naturnah ausgebildet und die Eingriffe beschränken sich im Wesentlichen auf die Siedlungsbereiche (insbesondere Pottenstein) sowie Forellenteiche und einen Freizeitsee.
Der von S kommende Weihersbach ist im Oberlauf sehr naturnah ausgebildet. Zwischen Pottenstein und der Schüttersmühle befindet sich die zahlreichen Forellenteiche und der aufgestaute Freizeitsee.
Der Haselbrunnbach als kleinster der drei Zuflüsse führt oft längere Zeit nur wenig Wasser, da es sich um einen typischen, stark von Niederschlägen abhängigen Karstbach handelt. Im Sommer 1998 kam es durch die niederschlagsarmen Vorjahre zum Trockenfallen des Bachbettes zwischen Haselbrunn und dem Wanderparkplatz nördlich Pottenstein. Näheres dazu ist im Spezialteil erläutert.
Der Oberlauf der Püttlach ist der am naturnähsten ausgebildete Karstbach, der von zahlreichen Quellen gespeist wird. Sein Quellursprung liegt im Doggervorland auserhalb des Untersuchungsgebiets. Sein natürlichstes Bild präsentiert er von Oberhauhenstein kommend in dem engen steilen Durchbruchstal Richtung Pottenstein. Die großen Auwaldbereiche, die fehlenden Nutzflächen und die nur auf Wanderwege beschränkte Verkehrserschließung machen diesen Teil der Püttlach zu einem der attraktivsten Täler in der gesamten Fränkischen Schweiz.
Auch unterhalb von Pottenstein bleibt die Püttlach mit einem Gefälle von 9 °/°° naturnah und fließt durch z. T. breite und im Naturraum sehr selten vorkommende Auenwälder. Es tritt hier nur eine anthropogene Beeinträchtigung durch 2 Campingplätze in der Aue auf.
Im Arbeitsgebiet sind nur sehr wenige Stillgewässer vorhanden, welche meist künstlich angelegt wurden. Charakteristisch sind Viehtränken oder Löschteiche in den Ortschaften. Im Püttlachtal und im Weihersbachtal sind mehrere Forellenteiche aufgestaut, in denen sich intensive Zuchtanlagen befinden. Ebenfalls befindet sich im Weihersbachtal ein vor 50 Jahren angelegter größerer Stausee, der als Freizeitsee (Paddeln, Tretboot) dient.
Die Albhochfläche ist gegenüber den Talauen extrem trocken und der Karstgrundwasserspiegel liegt hier durchschnittlich 130 m unterhalb der Oberfläche. Grund dafür ist die starke tiefgründige Verkarstung des anstehenden Gesteins. Das Niederschlagswasser kann dadurch sofort versickern und tritt stellenweise an den Talhängen in Karstquellen wieder an die Oberfläche, oder gelangt direkt in die Regionen des tiefen Karstes. Im Arbeitsgebiet liegt nur der tiefe Karst vor.
Diese Bezeichnung wird für den Bereich verwendet dessen Aquiclude sich über dem Niveau des lokalen Vorfluters befindet und in ihn entwässert. In diesem teilweise nicht wassergesättigtem Bereich kann es dann an den impermeablen oder nicht verkarstungsfähigen Gesteinen oder Schichten zu Quellaustritten kommt. NachMÜNZING (1978) ist ein starkes und rasches Wechseln in der Schüttungsmenge charakterisierend für diese Schichtquellen (intermittierende Quelle), und zeigt auf, daß für ihre Schüttungsmenge die Niederschlagsintensität und dauer ausschlaggebend ist.
Die steilen Talhänge selbst können als regelrechte Einschnitte in die ehemals geschlossene Juratafel betrachtet werden, an deren freigelegten Hängen über das stark verflechtete und feine Wasseraderwerk im Gestein, auch Karstwässer weit oberhalb der Vorfluter an Felsen hervortreten können. Sie besitzen im Untersuchungsgebiet aber nur ein sehr schwach rinnendes, zum Teil tröpfelndes Erscheinungsbild.
Hier handelt es sich um den Karstgrundwasserkörper dessen Karstgrundwassersohlschicht sich unterhalb des Vorfluterniveaus befindet. Die Entwässerung erfolgt für gewöhnlich im lokalen und regionalen Vorfluterniveau.
Die aus dem tiefen Karst entspringenden Quellen sind den Stauquellen zuzuordnen und weisen eine jährliche Mindestschüttung auf. Sie reagieren auf Trocken- und Naßperioden mit einer zeitlichen Verzögerung (GLA 1995).
Viele der im Arbeitsgebiet auftretenden Karstquellen stammen aus diesem Bereich.
Die leichtgewellte Schichtstufenlandschaft der Fränkischen Schweiz wird durch ein mannigfaltiges Vegetationsbild geprägt. Der größte Teil wird von der typischen Kulturlandschaft eingenommen, die aus einem hohen Anteil an Hecken, Feldgehölzen, Magerrasen und Obstwiesen besteht. Aber auch der Laub- und Nadelwaldbestand auf der einen Seite, und die ackerbauliche Nutzung der flachen Albhochfläche auf der anderen Seite sind kennzeichnend für das Landschaftsbild. Neben den in erster Linie an den Steilhängen der Albtäler vorkommenden Buchen dominieren Kiefern und Fichten im Bereich der Hochflächen.
Beim Ackerbau spielt Getreide (vor allem Sommergerste) die wichtigste Rolle. Ebenso findet auch der Anbau der Extensivfrüchte wie Hafer und Roggen statt. Der Maisanbau hingegen spielt auf den trockenen Böden des Albhochlandes nur eine geringe Rolle.
Der Naturraum des fränkischen Juras erfuhr bereits sehr früh eine Besiedelung durch den Menschen. Funde aus dem Pottensteiner Stadtgebiet konnten in den Zeitraum der Würm-Eiszeit, ca. 70 000 Jahre v. Chr., datiert werden.
Insgesamt 47 Bodendenkmäler dokumentieren die hohe frühgeschichtliche Bedeutung des Stadtgebiets. Eine der bekanntesten Fundstellen ist die Hasenlochhöhle im Püttlachtal östlich Pottenstein. Darüber hinaus sind mehrere Siedlungsplätze sowie zahlreiche Grabhügel und Funde von Scherben aus der Hallstattzeit (750 bis 450 v. Chr.) und der folgenden Latèntezeit (450 bis 58 v. Chr.) entdeckt worden.
Die ersten wesentlichen Veränderungen des Landschaftsbildes durch den Menschen erfolgten durch Waldweide und Ackerbau auf gerodeten Flächen des Albhochlands. Der kalkhaltige Boden begünstigte den Anbau früherer Getreidesorten wie Gerste und Dinkel.
Es folgten binnen weniger Jahrhunderte größere Rodungstätigkeiten, so daß bereits um 1000 n. Chr. weite Teile der Fränkischen Schweiz waldfrei waren. Die Dreifelderwirtschaft mit Gerste als dominierende Getreideart herrschte bis ins 19. Jh. auf der Albhochfläche vor. Darüber hinaus waren große Teile der Flur als Hutungsfläche durch extensive Beweidung genutzt (Gemein, Allmende). Ergänzt wurden diese Weideflächen durch zeitweilig entstehendes mageres Grasland, welches in der Feldgraswirtschaft in den siedlungsabgelegenen Bereichen großflächig zur Verfügung stand. Die steilen Hänge der Albtäler, so wie zahlreiche Kuppen waren überwiegend waldfrei und die magere Grasheide mit ihren bizarren Felsgruppen bestimmten das Bild dieser Karstlandschaft. Auch wenn der Waldanteil in Abhängigkeit von der Bevölkerungsentwicklung (Kriege, Seuchen) im Laufe der Jahrhunderte schwankte, bleiben doch immer größere Offenlandschaften erhalten.
Ab dem 19. Jh. setze eine Intensivierung der Landwirtschaft unter zu Hilfenahme von Düngemitteln, Schädlingsbekämpfungsmitteln und auch eines verbesserten Anbauverfahrens ein. Auch führte die zunehmende Attraktivität des Naturraumes als Erholungsgebiet, der durch seine pittoreske Landschaft in der Romantik seinen Namen Fränkische Schweiz erhielt, zu einem Anwachsen des Fremdenverkehrs um 1920. Er ist seitdem zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige geworden. Der Verzicht auf große Freizeiteinrichtungen und die Hervorhebung der Schönheit der Landschaft konnte die durch den Fremdenverkehr erzeugte Belastung noch in einem vertretbaren Maß halten.
Der Erhalt und die Pflege der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft sind nun Ziel und Basis für die zukünftige Entwicklung des Fremdenverkehrs in dieser Region.
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